W. H.

WH…es ist als ob sich nebel über mein hirn gelegt hätte, ein grauer undurchdringlicher nebel, in dem man sich wohlfühlen könnte, wenn man wollte –  aber ich will es nicht. Habe in W. Herrndorfs blog gelesen: bei aller sympathie – das meiste ist schlimme selbstbespiegellung – um nicht zu sagen: versuchte selbstverstümmellung. Im grunde genommen unterscheidet sich seine situation in nichts v. der eines jeden anderen; nur ist sein sinn für das seinem ende entgegenhastende drama ungleich geschärfter. Und infolgedessen selbstmörderische. Von sich selber zu sprechen ist immer peinlich. Vom eigenen tod zu sprechen ist unzumutbar, denn was will man damit erreichen? höchstens die wenig tröstliche illusion, dass andere einem beim sterben zuschauen mögen. Beim leben, damals, sollte einem aber keiner zuschauen, DAS, meinte man, sei privatsache gewesen.  Ich weiss natürlich auch, wie angenehm es sein kann, sich selber wie einen handschuh umzudrehen, das futter v. Innen nach aussen zu wenden. Das ist zumindest überraschend – wenn das futter schreiend rot ist. Wenn es aber genauso grau ist wie das aussen – so what? Natürlich gibt es diese welt gar nicht! Wenn es sie gäbe, dann gäbe es auch ein Bleiben. Da es kein Bleiben gibt, gibt es auch keine welt. Die hypertelie der unsterblichkeit.  Der Mensch ist wie ein fisch, dem kraft seines Bewusstseins plötzlich flügel wachsen – der aber keine lungen hat – und der folglich an der luft, in die er aufsteigt – ertrinkt. Aristoteles meinte, dass die substanz eines seins darin besteht, zu sein, was es war, was soviel heisst wie anwesend sein in der permanenz. – womit auch das verb SEIN in raum u. Zeit festgestellt wird.  Wir wissen aber, dass die substanz einem rasanten allesverschlingenden wandel unterworfen ist – und keine der jemals angenommen formen mehr als das vorbeiwehen eines wunsches, eines traums von eine sache ist, war und sein wird. Das vergangene bleibt sich nicht gleich. Es ist nicht. Das noch nicht eingetretene IST genausowenig – und wenn es eintritt, ist es schon nicht mehr. die zukunft ist nie mehr als schon ge-wesen.  Der mensch, der in der dunkelheit sieht, ist vorrübergehend gerettet. Aber der mensch, der in der helle die dunkelheit sieht, wird nie zum geschlechtlichen mysterium durchdringen. Die conditio humana ist ein skandal. Und über diesen skandal zu jammern, das ist kleinmütig, denn der skandal ist man schliesslich selbst! Es gibt etwas in einem sterbenden das ganz gegen seinen willen überleben will. Und mit diesem Überlebenwollen identifiziert man sich gern, denn es schwingt in einem selbst seine schwingen und enthebt einen vorrübergehend sogar der schwerkraft. In der drift der aufwinde zu segeln, das könnte man leben nennen. Wie ein stein vom himmel fallen, wie ein habicht herab zu stoßen, wie dämmerung zu fallen, wie ein engel fällt, wie luzifer fiel – es gibt so viele fälle zu fallen – und so wenige zu steigen. Das denken taugt zu Nichts anderem – als den anderen zu imponieren. Wenn es einen Gott gibt, dann müsste er uns vom denken erlösen.  Und predigen das nicht alle religionen? Das sind nichts weiter als die träume eines alten kindes. Herrndorf war eines dieser alten Kinder. Und ich bedauere es, ihn nicht gekannt zu haben.

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